Aufatmen Blog

Raum für Angehörige und Menschen mit seelischen Belastungen

Diagnose: Depressive Episode

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Depressionen können unterschiedliche Ursachen haben.

Bei der endogenen Depression liegt die Ursache im Botenstoffhaushalt im Gehirn. Auch können genetische Vorbelastungen bestehen.

Bei einer organischen Depression liegen körperliche Ursachen wie z.B. Erkrankungen des Stoffwechsels oder des Organsystems vor.

Die Depressionsform Dysthymia findet ihren Ursprung in der biografischen Entwicklung eines Menschen und beginnt meist im Jugendalter.

Auch im Zuge einer chronischen Lebensbelastung kann sich eine Depression entwickeln.
Sie wird als reaktive Depression bezeichnet. Menschen, die chronisch belastende Lebenssituationen oder Ereignisse bewältigen müssen, können langfristig den Zugang zu ihren inneren Resourcen verlieren und eine Depression kann sich einschleichen.

Eine Depression kann auch mit einer Abhängigkeitserkrankung oder anderen psychischen Störungen einhergehen.

Die zeitliche Phase einer Depression wird laut Internationaler Klassifikation (ICD10) der WHO Depressive Episode genannt, im wiederkehrenden Fall: Rezidivierende Depressive Episode. Sie zählt zur Kategorie der Affektiven Störungen.

In jedem Fall sollte eine medizinische Abklärung vorgenomen werden. Depression ist in vielen Fällen mit Medikamenten und mit einer Psychotherapie behandelbar.

In einer Depressiven Episode verändern sich Erleben und Verhalten des Betroffenen.

Der Mensch leidet unter einer chronisch gedrückten Stimmung und verliert zunehmend das Interesse an den Dingen des Lebens. Dies kann darin münden, dass er auch an den Dingen und Ereignissen, die er eigentlich sehr mag keine Freude mehr empfindet. Er schwingt nicht mehr mit in der Kommunikation mit anderen Menschen und im täglichen Miteinander und zieht sich zurück, fühlt sich schlapp und antriebslos, oft wie von bleiernder Müdigkeit durchzogen. Seine Konzentrationsfähigkeit ist vermindert, er grübelt viel, steckt mit seinen Gedanken im Sorgenkreisel. Entsprechend fühlt er sich unsicher, Entscheidungen zu treffen. Seine Leistungsfähigkeit ist zunehmend eingeschränkter. Seine Aussagen sind geprägt von Hoffnungslosigkeit, mangelndem Selbstvertrauen und es kommen Selbstvorwürfe hinzu.

Körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Libidoverlust und Appetitlosigkeit gehören auch zu den Leitsymptomen der Depression. Auch körperliche Schmerzen, die keiner organischen Ursache zugeordnet werden können, können Teil des Krankheitsbildes sein.

Eine Depression kann sich in einen schweren Verlauf mit Bewegungslosigkeit (Stupor) und Wahnvorstellungen entwickeln, sie kann auch zum Suizid führen. Der Mensch gerät in eine Abwärtsdynamik, aus der er ohne ärztliche und psychotherapeutische Hilfe nicht mehr herausfindet.

Je nach Schweregrad müssen nicht alle genannten Symptome auftreten, um eine Depressive Episode zu diagnostizieren. Mehr Infos zu den Schweregraden finden Sie hier

Angehörigen möchte ich an dieser Stelle ans Herz legen: Bitte nehmen Sie die Symptome ihres Familienmitgliedes ernst. Oft geben depressive Menschen selbst in der mittelschweren Phase sich noch Mühe, nach aussen für Partner und Familie einigermaßen präsent und ansprechbar zu wirken, während sie innerlich bereits über einen längeren Zeitraum mit einer Abwärtsspirale kämpfen. Die Betroffenen schämen sich für ihren Zustand oder haben Sorge bzw. Schuldgefühle, ihre Angehörigen zu belasten und versuchen so lange wie es nur geht ihre innere Not zu verbergen.

Im Gespräch höre ich mitunter „Mein Ehepartner (Lebensgefährte/ Sohn/ Tochter) lässt sich seit einiger Zeit hängen“. Bei einem Gespräch mit dem Betroffenen stellt sich dann eine bereits länger andauernde, behandlungsbedürftige Depression heraus.

Tritt die Depression nach aussen zutage, fällt es Angehörigen oft schwer, zu glauben, dass der Mensch sich nicht aufraffen kann, vor allem wenn er lange stark und gesund schien. Man glaubt, dass eine Willensentscheidung, sich aus dem Durchhänger aufzuraffen die Lösung ist und gibt Ratschläge, umsorgt den Erkrankten oder nimmt eine frustrierte Distanzhaltung ein, während dieser sich zunehmend zurück zieht und in seiner Jammerhaltung verharrt.

Bitte ziehen Sie in Erwägung, dass es sich um eine Erkrankung handeln kann. Bei einer Depression geht es nicht um das Nicht-Wollen – es geht um das Nicht-Wollen-Können des Betroffenen.

Noch etwas: Bitte machen Sie sich keinen Vorwurf. Gerade für Angehörige kann es schwer sein, eine Depression zu erkennen. Kurioserweise sind wir mitunter zu nah an unseren Familienmitgliedern, um zu sehen was ihnen genau fehlt. Das liegt in der Natur der Sache, dafür können Sie nichts. Wichtig ist, dass Sie jetzt beherzt handeln.

Da sich das betroffene Familienmitglied bei fortgeschrittener Depression selbst nicht helfen kann, ist es sehr wichtig, umgehend einen Facharzt für Psychiatrie bzw. Psychosomatik oder einen Psychotherapeuten aufzusuchen um Art und Ursache der Erkrankung abzuklären und die Dynamik der Depression ggf. medikamentös zu stoppen oder in eine Fachklinik zu überweisen.

Zusätzlich zur pharmakologischen Therapie hilft die Psychotherapie dem Betroffenen, neue Perspektiven, Lebensmut und Auftrieb zu entwickeln und aus der Hoffnungslosigkeit herauszufinden.

In einem weiterführenden Artikel möchte ich Ihnen ein paar Tipps für den Umgang mit ihrem depressiven Familienmitglied an die Hand geben.

Autor: Aufatmen Praxis Blog

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