Aufatmen Blog

Raum für Angehörige und Menschen mit seelischen Belastungen

Keine Diagnose – was nun?

Vgnk_smallon Angehörigen psychisch erkrankter Menschen höre ich oft, dass mit ihnen nicht über die Diagnose ihres Familienmitgliedes gesprochen wurde. Obwohl sie den Symptomen der Störung täglich ausgesetzt sind, wird ihnen – meist auf Wunsch des Betroffenen – nicht mitgeteilt, was ihm bzw. ihr eigentlich fehlt. Ärzte, Psychiater und Psychotherapeuten unterliegen ihrer Schweigepflicht.

Wenn psychisch Erkrankte nicht über ihre Diagnose sprechen wollen, liegt dies meist daran, dass sie verständlicherweise Schwierigkeiten haben, sich mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. Viele – insbesondere die, die an einer akuten Psychose leiden – wissen nicht wie ihnen plötzlich geschieht und fühlen sich ihrem wirklichkeitsfernen Erleben ausgeliefert. Natürlich verursacht dies starke Ängste, gerade auch im Bezug auf die Aussenwelt, die eine andere Wahrnehmung der Dinge hat, die für den Betroffenen nicht zugänglich ist. Hinzu kommt die Sorge, dass andere Menschen nun das eigene Leben steuern könnten und damit sozusagen eine Entmündigung, sprich: der Verlust der Selbstbestimmung und Entscheidungsbefähigung über das eigene Leben, stattfindet.

Versetzen wir uns einmal in diese Lage, wird uns schnell klar, dass die Weigerung des Betroffenen nichts mit uns zu tun hat sondern quasi ein Symptom der Krankheit ansich ist.

Wenngleich es schwierig ist, den Betroffenen im akuten Erkrankungsstadium zu erreichen, kann man doch als Angehörige/r diesen Ängsten begegnen und einiges bewirken. Mehr hierzu in Kürze hier.

Die Erfahrung zeigt auch, dass es schnell schief läuft, wenn man seiner Verzweiflung gegenüber dem Betroffenen Raum gibt und direkt auf den Betroffenen einwirkt.

Sinnvoller ist es, sich selbst direkt an unabhängige Fachleute zu wenden, die sich mit der Symptomatik von psychischen Störungen bzw. psychiatrischen Erkrankungen auskennen. Für Psychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie gehören die Kenntnisse der Allgemeinen Psychopathologie, Krankheitslehre und Diagnostik (Lehre von den psychischen Störungen nach ICD / DSM inkl. Symptomatik) zu ihrem Berufshandwerk. Darüber hinaus können Sie Ihnen Möglichkeiten im Umgang mit dem Betroffenen und Hilfsangebote aufzeigen und Sie dabei unterstützen, angesichts der schwierigen Gratwanderung nicht Ihre eigene seelische Balance zu verlieren.

Um Angehörigen zumindest einen Überblick zu verschaffen, werde ich in der Rubrik Diagnosen verstehen nach und nach einzelne Störungsbilder aufgreifen und die Symptome beschreiben. Natürlich ist eine genaue Diagnose nur bei entsprechender Kenntnis eines Klienten/ Patienten möglich. In jedem Fall kann ich nur empfehlen, sich unabhängige Expertise und Unterstützung an Ihre Seite zu holen. Angehörige aus dem Raum Rhein-Main und Wetterau können sich mit meiner Praxis in Verbindung setzen.

 

Autor: Aufatmen Praxis Blog

Raum für Angehörige und Menschen mit schweren seelischen Belastungen

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